
Was Sie über LGBTQ+ freundliches Reisen wissen sollten
Es versteht sich von selbst, dass alle Gäste gleich behandelt werden sollten, unabhängig von ihrer Herkunft, Religion, ihrem Geschlecht und ihrer sexuellen Orientierung. Aber es ist unbestreitbar, dass Mitglieder der LGBTQ+ Community trotz aller Fortschritte auf der ganzen Welt immer noch oft mit einer Reihe bestimmter Probleme konfrontiert sind, wenn sie reisen.
„Sicherheit ist nach wie vor das größte Problem“, erklärt John Tanzella, Vorsitzender der International Gay and Lesbian Travel Association (IGLTA). Außerdem fügt er hinzu: „Besonders gleichgeschlechtliche Paare und geschlechtsuntypische Reisende können an Reisezielen mit Gesetzen gegen Homosexualität oder sogar an fortschrittlichen Reisezielen, in denen die kulturelle Akzeptanz von Stadt zu Stadt bis hin zu ländlichen Gebieten noch sehr unterschiedlich ist, leicht zur Zielscheibe werden.“
„Für unsere Community kann selbst der einfache Wunsch, ein Bett mit der Partnerin oder dem Partner zu teilen, in einigen Ländern heikel sein.“ Eine von Virgin Holidays im Jahr 2016 durchgeführte Studie ergab, dass 37% der LGBTQ+ Reisenden das Gefühl haben, im Urlaub aufgrund ihrer Sexualität anders behandelt zu werden. Das Unternehmen fand außerdem heraus, dass die überwiegende Mehrheit der heterosexuellen Paare zwar angab, ihrem Partner im Ausland problemlos Zuneigung zeigen zu können (75% von ihnen gaben an, das im Urlaub mehr zu tun als zu Hause), sich jedoch nur 5% der LGBTQ+ Reisenden dabei wohlfühlten.
„Eine einladende Umgebung für den LGBTQ+ Markt zu schaffen, ergibt wirtschaftlich und gesellschaftlich Sinn“, sagt Tanzella. „Sie schaffen nicht nur ein inklusives Umfeld für LGBTQ+ Reisende, sondern senden diese positive Botschaft auch an die Freunde und Familie, die sie lieben, und an die vielen Unterstützer, die Unternehmen fördern möchten, die sich für Gleichberechtigung einsetzen. Unterkünfte, die sich ernsthaft bemühen, werden mit treuen Kunden belohnt.“
Und die Zahlen?
Der LGBTQ+ Markt ist groß. Und wenn man diese Reisenden anspricht und sie bewirbt, bringt das einen eben so großen sozialen und wirtschaftlichen Nutzen. Out Now, ein Experte für LGBT-Marketing, schätzt, dass LGBTQ+ Reisende jedes Jahr weltweit 211 Mrd. US-Dollar an Konsumausgaben tätigen, davon allein 60 Mrd. US-Dollar in den USA.
Ihre Untersuchungen zeigen, dass diese Ausgaben in den letzten drei Jahren um 2% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind, wobei einige einzelne Reiseziele mehr als das Doppelte dieser Zahl verzeichneten – Indien zum Beispiel verzeichnete 2016 einen Anstieg der LGBTQ+ Ausgaben um 5,7% und Kolumbien ein Wachstum von 4,7%. Das bedeutet, dass Reiseziele auf der ganzen Welt und die Hotels dort mehr denn je darüber wissen müssen, wie die LGBTQ+ Community reist und was für sie wichtig ist.
Foto: mit freundlicher Genehmigung von Rawpixel, Unsplash
Preferred Hotels & Resorts hat großen Erfolg mit seinem Preferred Pride-Programm, das 160 unabhängig geführte Hotels hervorhebt, die TAG Approved (von der Travel Advocacy Group) sind oder der IGLTA angehören. Unterkünfte erhalten Diversity-Trainings mit Best Practices für die Betreuung von LGBTQ+ Personen vom Check-in bis zum Check-out. Dieses Programm hat den teilnehmenden Hotels mehr als 43.000 Übernachtungen und fast 20 Mio. USD an Einnahmen beschert.
„Wenn ein Problem auftritt, liegt es in den meisten Fällen nicht an einer Abneigung gegenüber LGBT-Personen seitens der Mitarbeiter des Hotels, sondern an einem Mangel an Erfahrung oder Informationen“, erklärt Ian Johnson, CEO von Out Now.
Training und Bildung
Der Trainingskurs Learn.LGBT von Out Now behandelt eine Vielzahl von Themen wie Stereotypen, Ausdrücke, die man verwenden oder vermeiden sollte, wie man LGBTQ+ Gästen das Gefühl gibt, sie selbst sein zu dürfen sowie empfohlene Reaktionen auf bestimmte Situationen.
Mit einfachen, auf die auf die LGBTQ+ Community abgestimmten Services können Sie die Gästeerfahrung ebenfalls erheblich verbessern. Die kleine Hotelkette Brown Hotels mit Sitz in Israel, gegründet vom homosexuellen Paar Leon Avigad und Nitzan Perry, verfügt über einen homosexuellen Conciergeservice.
„Tel Aviv ist sehr fortschrittlich“, erklärt Avigad. „Aber in anderen Städten, wie z.B. Jerusalem, sind Empfehlungen von jemandem, der den Ort gut kennt, essenziell für das Gesamterlebnis. Wir garantieren den besten homosexuellen Conciergeservice in allen Unterkünften der Hotelkette Brown, so dass sich niemand fragen muss, mit welcher Art von Einstellungen oder Vorurteilen sie konfrontiert werden, wenn sie diesen Service nutzen.“
John Tanzella von der IGLTA empfiehlt außerdem, dass sich Hotels bei Veranstaltungen ihrer lokalen LGBTQ+ Community engagieren. „Sich mit der eigenen LGBTQ+ Community auseinanderzusetzen kann sehr hilfreich sein, um zu verstehen, wie man eine authentische Beziehung zu den Reisenden dieser Gruppe aufbauen kann", sagt Tanzella. „Darüber hinaus sind inklusive Bilder und geschlechtsneutrale Botschaften in der Gesamtvermarktung entscheidend.“
Auf LGBTQ+ Reisende entfallen jährlich 211 Milliarden USD an Konsumausgaben weltweit
Untersuchungen zeigen, dass sich nur 5% der LGBTQ+ Reisenden wohl dabei fühlen, ihrem Partner Zuneigung zu zeigen
Diversity-Trainings und Kenntnisse über die lokale Community sind unerlässlich, damit Ihre Mitarbeiter mit den Fähigkeiten ausgestattet sind, um LGBTQ+ Reisende zu unterstützen
Inklusive Bilder und geschlechtsneutrale Botschaften im gesamten Marketing sind entscheidend